Ev.-luth. Kirchengemeinde Timmendorfer Strand

Gottesdienste wurden in Timmendorf lange unter freiem Himmel gefeiert – bis Gäste und Anwohner für eine Kapelle sammelten, die 1912 geweiht wurde: die Waldkirche.

Um 1865 verliebte sich ein Pastor in einen  schönen Flecken mitten im Grünen und nah an der Ostsee. Sein reetgedecktes Ferienhaus war das erste Haus am Timmendorfer Strand und steht immer noch in unmittelbarer Nachbarschaft zur heutigen Waldkirche: es ist das beliebte Lokal „Reethus“.

Der Ort wuchs entlang des Strandes und die Städter genossen die Sommerfrische. Gottesdienste wurden dort, wo heute die Kirche steht, lange Jahre unter freiem Himmel gefeiert. Das ist in Norddeutschland auch im Sommer nicht immer das reine Vergnügen. Deshalb sammelten Gäste und Anwohner für eine Kapelle, die 1912 geweiht wurde und schon bald zu klein war. Also ließ man kurzerhand die Tür offen und funktionierte die Treppe zur Kanzel um.

1964 wurde die Kapelle erweitert und zur richtigen Waldkirche, 1982 kam erneut mehr Raum dazu. Und noch immer kommen nicht nur die Einheimischen, sondern auch die Gäste zum Gottesdienst und genießen die schöne Atmosphäre der Kirche auf dem alten Riff. Zu ihren Besonderheiten gehört das Taufbecken. Dort, wo es auf seinen vier Füßen steht, kommt die Kirche auf den Punkt, denn dort sind die Bodenziegel nicht nebeneinander, sondern im Kreis verlegt. Das Taufbecken ist kein Taufstein, sondern ein Taufholz: Es ist aus einem massiven Holzblock geschnitzt – vielleicht einzigartig in Deutschland.

Mancher Tourist fühlt sich hier im Urlaub unverhofft an die Heimat erinnert, denn in der Waldkirche sind Dresden, Berlin und der Hamburger Michel vertreten. Das glauben Sie nicht? Dann hören Sie mal auf das Spiel der drei Glocken im 23 Meter hohen Turm. Sie klingen nicht nur wie die Glocken der Frauenkirche in Dresden, sie sind auch in der gleichen Werkstatt gefertigt worden.

Das Blau des Himmels über Berlin können Sie in den Buntglasfenstern entdecken, die Christi Himmelfahrt und die Stillung des Sturms darstellen. Als die Wedeler Künstlerin Gundula Haß 1964 den Auftrag bekam, die Fenster zu gestalten, bekam sie nur eine einzige Auflage: Das Blau der Fenster der Berliner Gedächtniskirche sollten sie zeigen – daran hat sie sich gehalten. Die Verbindung zum Hamburger Michel können Sie weder sehen noch hören. Bevor die Kirche 1946 eigenständig wurde, wirkten hier Pastoren, die eigentlich schon im Ruhestand waren. So landete auch der ehemalige Michel-Pastor Henry Schwieger hier. In jungen Jahren hatte er eine abenteuerliche Seereise nach Brasilien unternommen. Vielleicht genoss er ja damals schon die Weltoffenheit der Timmendorfer, deren Gastfreundschaft den Ort bis heute prägt.

Waldkirche
Zur Waldkirche 1
23669 Timmendorfer Strand
Tel. 04503/25 82
kg-timmendorf@kk-oh.de
www.waldkirche-timmendorfer-strand.de
Gottesdienst So. 09.30 Uhr
Geöffnet auf Anfrage, Kirchenvorraum täglich